Im Jahr 2016 konnte der Verein Bodenfreiheit das erste Grundstück erwerben. Und zwar das für diesen Zweck in ganz Österreich am besten geeignete.
Ein kleines Grundstück mit der Parzellennummer 1628/8 in der Bodenseegemeinde Lochau, ca. 40m lang und 1,2m breit. Gleichzeitig Teil des sogenannten Lochauer Sichtfensters.
In allen langfristigen Planungsdokumenten der Gemeinde Lochau ist das Lochauer Sichtfenster eine bedeutende Freifläche, die das Zentrum der Gemeinde mit dem Bodenseeufer verbindet. Allerdings war seit der ersten Flächenwidmung der Gemeinde ein Teil dieses Sichtfensters als Baumischgebiet gewidmet. Zwar noch nicht bebaut, aber doch mit einer Bauflächenwidmung, die damals zu einem kleinen Bürstenfabrikanten in der Nachbarschaft gehörte.
Österreichweite Bekanntheit erlangte dieses “Sichtfenster”, da die Gemeinde die bereits gewidmeten Flächen in Freiflächen zurückwidmete - gegen den Widerstand der Eigentümer*innen. Diese zogen bis vor den Obersten Gerichtshof und bekamen dort Recht. Der OGH kritisierte einige Teile des damals gültigen Vorarlberger Raumplanungsgesetz und verpflichtete die Gemeinde dazu, für den Wertverlust Entschädigung zu bezahlen.
Die Gemeinde war dazu aus finanziellen Gründen nicht in der Lage und widmete das Grundstück neuerlich in Baufläche zurück. Der Vorarlberger Landtag war mit einer notwendigen Reparatur des Raumplanungsgesetzes beauftragt. Und: reparierte dieses leider so, dass zukünftig alle Rückwidmungen von Bauflächen mit voller Entschädigungspflicht durch die Gemeinden betroffen sein sollen. Diese Entscheidung wurde auch im Landtag heftig diskutiert.
Im Zuge von Bauprojekten in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Lochauer Sichtfenster sahen wir die Chance, ein kleines Grundstück, das direkt an die nun wieder gewidmete Baufläche im Sichtfenster grenzt, zu kaufen. Wir können eine Bebauung des Sichtfensters dadurch nicht verhindern, sind aber nun in den Verfahren selbst auch Akteur.
Demgemäß haben wir auch mit den Eigentümer*innen der Baufläche und mit der Gemeinde den Kontakt gesucht und unsere Anliegen vorgestellt. Uns geht es darum, den Zweck des Sichtfensters weiterhin in den Vordergrund zu stellen und das Allgemeinwohl daran zu betonen. Ohne Schuldzuweisungen oder Suchen nach Fehlern aus der Vergangenheit.
Vielleicht gelingt es dadurch ja, links und rechts des heute entlang des Sichtfenster führenden Fuß- und Radwegs je einen Streifen freizuhalten - durch eine schlaue Bebauung oder auch das Freikaufen.
Wir bemühen uns darum, den langfristigen Nutzen für die Gesellschaft zu betonen.